17 Dez „Mensch, ich weiß doch was ich sehe!“
Eine klassische Aussage, die jeder kennt und die du vielleicht auch schon mal benutzt hast. Soweit so gut. Aber das heißt noch längst nicht, dass das, was du siehst, die Realität ist. Es ist „nur“ deine Realität. Klingt komisch oder kompliziert? Ist es nicht, sondern einfach nur anders oder neu.
Aber warum ist es wichtig zu erkennen, dass die „selbst wahrgenommene“ Realität nichts oder zumindest nur wenig mit der Realität von anderen Menschen zu tun hat? Weil es uns hilft, den eigenen Blickwinkel zu erweitern und mehr Verständnis für die Realität des Gegenübers zu entwickeln. Mehr Toleranz und Gleichmut (nicht Gleichgültigkeit!) zu entwickeln und damit mehr Ruhe und Gelassenheit. Das führt wiederum zu mehr Lebensqualität. Aber zurück zu deiner Realität.
Wie entsteht deine Realität?
Realität wird individuell gestaltet und zwar durch die Fokussierung von Aufmerksamkeit. Das heißt, dort wo du deine Aufmerksamkeit hin richtest, entsteht deine Realität. Hierbei spielen all deine fünf Sinne eine Rolle. Wohin schaust du? Was hörst du? Was kannst du riechen? Was schmecken? Was fühlen/ertasten?
Und was heißt das nun konkret?
Jeder Mensch gestaltet durch sein tägliches Erleben seine eigene Realität. Es gibt also keine allgemeingültige Realität, die als wissenschaftliche Wahrheit angesehen werden kann. Nein, jeder Mensch kreiert oder konstruiert seine eigene Realität durch Aufmerksamkeitsfokussierung, also (gezielte) Lenkung deiner Wahrnehmung. Du kannst dir das so vorstellen, als würdest du an einem Webstuhl sitzen und durch die Gestaltung deines Alltags, also den Weg zur Arbeit, die Arbeit die du verrichtest, die Begegnungen auf der Arbeit und in der Freizeit, die Filme die du schaust, die Bücher die du liest, deine Erlebniswelt und somit deine Realität weben.
Und um im Bild zu bleiben: Du webst jeden Tag etwas Neues hinzu und so verändert sich das Bild deiner Realität. Niklas Luhmann, ein deutscher Soziologe, hat es einmal so formuliert:
Es gibt eine Welt, aber nicht als Gegenstand, also DIE Welt, sondern nur als individueller Horizont.
Doch was meint Luhmann damit bzw. welche Theorie steht dahinter?
Und warum ist das so? Weil jeder Mensch anders ist! Selbst eineiige Zwillinge, die das gleiche primäre Erbgut haben, unterscheiden sich in ihrem Erleben. Denn unsere Wahrnehmung ist immer einzigartig. Dabei helfen uns die bereits erwähnten fünf Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken. Und nein! Wir sehen, hören, riechen, fühlen/tasten oder schmecken nicht das gleiche. Verantwortlich dafür sind besonders drei Phänomene: Tilgung, Verzerrung und Generalisierung. Dies sind unsere natürlichen Filtersysteme. Sie haben die Aufgabe, uns vor Reizüberflutung zu schützen und laufen ganz unbewusst und unwillkürlich ab. Wir haben also keine Möglichkeit, sie zu steuern. Jeder von uns filtert ganz automatisch. Und auch diese Filter sind unterschiedlich justiert. Vielleicht liest du diesen Artikel am PC und dieser summt leise im Hintergrund. Aber hörst du den PC jetzt erst oder war das Summen schon die ganze Zeit da? Die ganze Zeit laufen um uns herum Dinge ab, die wir nicht mitbekommen. Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Schmerzempfinden. Jeder schmeckt anders. Bei Kindern wissen wir, dass sie Bitterstoffe viel stärker schmecken als Erwachsene. Nicht mal 25% aller Sehnerven sehen überhaupt das so genannte Außen, trotzdem werden die im Kopf erzeugten Bilder dann als wahr angesehen. Es ist also ein humorvoller Gedanke zu glauben, dass das was wir sehen, auch wirklich so ist. Wie riecht Sonnencreme? Wie riecht Kamille oder Minze? Wie schmeckt Pfeffer? Wie oder was ist dieses Gefühl Liebe? Wie fühlt sich Schmerz an? Wie Selbstvertrauen? Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Und klar weiß ich, wie ich Liebe empfinde und was für mich Liebe ist. Und wie sich für mich Schmerzen anfühlen. Und auch auf alle weiteren Fragen habe ich eine Antwort aber es bleibt immer meine Antwort und meine Wahrheit. Es ist meine individuelle Wahrheit. Diese individuelle Wahrheit dürfen und sollten wir uns gegenseitig zugestehen. Dann haben wir die Chance uns unvoreingenommen zu begegnen und gestatten unserem Gegenüber seine Realität. Und dies in dem Wissen, dass wir selbst auch unsere eigene haben. Ich fasse mal kurz zusammen: Was kannst du jetzt mit diesem Wissen machen? Deine Energie geht dorthin wo deine Aufmerksamkeit ist. Dies gilt natürlich auch umgekehrt. Deine Aufmerksamkeit geht dorthin wo deine Energie ist. Gestalte deine Realität neu oder anders. Versuche doch mal in den kommenden Wochen deine Aufmerksamkeit in andere Richtungen zu lenken. Hier kannst du gezielt experimentieren. Möchtest du z.B., mal einen anderen Weg zu Arbeit nehmen, oder ein neues Hobby ausprobieren? Andere Filme schauen? Neue Bücher lesen? Ein neues Gericht ausprobieren? Entscheide dich doch mal ganz bewusst für etwas anderes, für etwas Neues! Ich freue mich über deinen Kommentar, inwieweit du Veränderungen in deinem Leben wahrnimmst. Herzliche Grüße, Dein Dirk
Gemeint ist: egal, wie sehr jeder Einzelne sich anstrengt, objektiv die Realität zu beschreiben – es kann immer nur die subjektive Wahrheit sein.
Ich sehe also was ich sehe, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es so ist. Seit wir diese Unterscheidungen erkennen, ist es uns auch möglich mit Zeugenaussagen anders umzugehen. So heißen unterschiedliche Aussagen nicht automatisch, dass eine oder mehrere Personen lügen.
Werde aktiver Konstrukteur deiner Realität aber ohne deinen Mitmenschen ihre streitig zu machen!“Energy goes where attention flows” oder “Attention goes where energy flows”!
Bist du mit deiner Aufmerksamkeit bei einem sogenannten Problem, dann fließt deine Energie in das Problem! Nein, nicht in die Problemlösung! Wenn du dieses Prinzip verstanden hast, kannst du wunderbar deine Aufmerksamkeit in die gewünschten Bahnen lenken.